Pollentia war die wichtigste römische Siedlung auf den Balearen und zu ihrer Zeit eine wichtige Anlaufstelle für den Handel und die Romanisierung der Balearen. Unweit des heutigen Alcudia gibt es Ausgrabungen, die du besichtigen kannst. Mehr zur Geschichte und was du heute noch entdecken kannst, ließt du hier.
Einleitung
Eigentlich wollte ich zunächst einen Artikel über Alcudia schreiben und suchte auf Google Maps die Parkmöglichkeiten rund um die Stadt ab um darüber zu berichten. Südlich des südlichsten Parkplatzes von Alcudia entdeckte ich dann Ruinen und bald darauf fand ich heraus, dass diese Ruinen mehr Geschichte haben, als mir bewusst war.
Oft schon war ich in Alcudia, doch am einstigen Pollentia bin ich bis dahin immer daran vorbeigelaufen, obwohl ich eigentlich immer an diesem Parkplatz neben den Ruinen geparkt habe. Naja, so viel zur Vorgeschichte dieses Artikels und nun mehr zum eigentlichen Pollentia.
Lage und Anfahrt von Pollentia
Wie schon erwähnt liegt Pollentia südlich der Altstadt von Alcudia. Diese zieht Jahr für Jahr Unmengen an Besuchern an, wohingegen Pollentia noch weithin unbekannt unter Touristen ist. Alcudia bzw. Pollentia liegen im nördlichen Bereich der Insel, und zwar auf jener Landzunge, die die beiden Buchten von Pollensa und Alcudia (Bahias) voneinander trennen.
Von Palma ist es mit dem Mietwagen nicht weit. Etwa eine gute Stunde Fahrzeit und anschließende Parkplatzsuche solltest du einplanen. Von Palma aus führt die Ma-13 über Binissalem und Inca direkt bis nach Alcudia. Parkplätze gibt es rund um die Altstadt von Alcudia sehr viele.
Die Ausgrabungen sind einige hundert Meter auseinander allesamt südlich von Alcudia angeordnet. Sie verbindet ein befestigter Weg. Ich empfehle dir daher am Eingang Halt zu machen und den Rest zu Fuß zu erkunden. Der Eingang befindet sich südlich der Stadtmauer von Alcudia direkt am Parkplatz.
Geschichte über Pollentia
Die Geschichte von Pollentia ist eng verbunden mit der Eroberung der Römer. Im Jahre 123 v. Christus fielen diese auf der Insel ein, eroberten sie und gründeten wichtige Städte wie zum Beispiel Palma, was als Palmaria Palmensis, zu Deutsch Siegespalme, in die Geschichtsbücher einging. 50 Jahre später, anno 70 v. Chr. Gründeten Sie schließlich Pollentia im Norden von Mallorca und bildeten damit die wichtigste römische Siedlung der Provinz Balearica. Nicht umsonst heißt die Übersetzung von Pollentia „die Mächtige“.
Die Einwohner der Insel gaben sich der Eroberung mehrheitlich friedlich hin und akzeptieren die Einführung von Latein als Amtssprache. Durch die Eingliederung in das römische Reich begann eine Hochblüte der Insel, denn sie liegt strategisch gut im Mittelmeer verteilt und das trieb den Handel an, der sich auch im Hafen von Pollentia bemerkbar machte. Heute liegt hier der Hafen von Alcudia.
Das ging auch einige Zeit lang gut, um genau zu sein, mehrere Jahrhunderte, bis die Stadt 426 nach Christus durch den Einfall der Vandalen zerstört und erobert wurde. Im Jahre 465 erfolgte die Eingliederung in das nordafrikanisches Vandalenreich, ehe 534 die Eroberung durch die Byzantiner folgte. Anno 902 war der Beginn der Herrschaft der Mauren. Es folgte schließlich die Errichtung des heutigen Alcudia (arabisch al-qudya: Der Hügel) und damit das Ende von Pollentia, welches zum Teil unter dem heutigen Alcudia liegt.
Die Wieder-Entdeckung von Pollentia geschah im 16. Jahrhundert durch Zufall, da man einen weiteren Festungsring rund um Alcudia errichten wollte. Durch die Fundamentierung der Bastionen stieß man schließlich auf Funde südlich der Stadt. Weitere Ausgrabungen erfolgten allerdings erst im 20. Jahrhundert durch Gabriel Llabrés Quintana und seinen Sohn Joan Llabrés Bernel. Weitere Ausgrabungen sind bis heute noch laufend. Seit 2002 gibt es einen Besichtigungsweg, den du gegen Gebühr (Privatbesitz) nutzen kannst, um die römischen Ausgrabungen anzuschauen.
Die Ausgrabungen von Pollentia
Bis heute wurden einige wichtige Stadtteile gefunden, obgleich ein großer Bestandteil weiter unter der Erde schlummert und zum anderen auch unter den Bastionen und dem heutigen Alcudia wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben wird.
Die gefundenen Ausgrabungen gliedern sich in vier wesentliche Bestandteile, die du besichtigen kannst. Da wären die damalige Altstadt Sa Portella, das Forum, das Theater und die Nekropole, doch der Reihe nach.
Die Altstadt Sa Portella
Genau südlich vom heutigen Alcudia und der Straße Avinguda Princep d’Espanya befindet sich der Parkplatz dem Eingang zu den Ausgrabungen. Gegen eine geringe Gebühr kannst du die Ausgrabungen betreten und betrittst zunächst Sa Portella, das ehemalige Stadtzentrum. Hier waren Wohnhäuser und ein Herrenhaus in den typischen rechteckigen Straßenzügen der Römer angeordnet.
Das Forum als Stadtzentrum
Etwas weiter südlich ca. 200m dem Weg folgend findest du das ehemalige Stadtzentrum, das sogenannte Forum der Stadt. Es galt als Versammlungsplatz und war wichtiges Handels- und Handwerksviertel der Römer. Auch beherbergte es einen katalonischen Tempel, dessen Fundamte noch heute sichtbar sind.
Nekropole
Weitere 300m weiter läufst du an der Nekropole vorbei. Heute würde man Friedhof sagen, damals lag die sogenannte Totenstadt etwas abseits der Stadt.
Das Theater
Südlichster Punkt der Ausgrabungen ist das Theater, das von der Nekropole noch etwa 100m entfernt liegt. Bei dem Bau handelt es sich um steinerne Sitze, die halbkreisförmig aus dem Felsen geschlagen wurden und Platz für etwa 2000 Gäste boten.
Unter den Römern galt ein Theater meist als Bau, bei dem um eine Bühne und Halbkreis mit Sitzen angeordnet war. Das klassische Amphitheater stellt dabei eine runde Form dar, wo sich zwei Halbkreise gegenüberstehen und der Schauplatz in der Mitte angeordnet ist. Das Colosseum in Rom ist beispielsweise ein Amphitheater, bzw. ein Amphitheatrum, somit ein doppeltes Theater. Oft wird der Begriff Amphi, welcher aus dem altgriechischen übersetzt doppelt meint, verwechselt.
Am Theater enden die bis heute gefundenen Ausgrabungen und ich kehre um, um zum Ausgang zurückzugehen, doch eine Sache gibt es noch, doch nicht direkt hier, sondern in Alcudia, nämlich das Museum zu den Ausgrabungen.
Museum über Pollentia
Direkt am südlichen Ende von Alcudia und damit gegenüber dem Eingang / Ausgang zu den Ausgrabungen von Pollentia liegt die Kirche Esglesia de Sant Jaume d’Alcudia. Hinter der Kirche, in der Carrer de Sant Jaume, Nr. 30 befindet sich das monografische Museum von Pollentia, welches seit 1987 seine Tore öffnet. Dort findest du eine Ausstellung der Fundgegenstände, die durch die Ausgrabungen zu Tage gefördert wurden. Darunter sind Grabbeigaben, Keramik, Bronze, Gefäße, und vieles mehr.
Über Alcudia
Wenn du schon in Alcudia bist, dann lass dir die Altstadt nicht entgehen. Im Idealfall verbindest du deinen Besuch in Pollentia mit dem Besuch der Altstadt von Alcudia oder auch dem Markt von Alcudia.
Neben der bereits erwähnten Kirche gibt es historische Stadtmauern, Tore, Türme mit Zinnen, Häuser im mallorquinischen Stil und vieles mehr in der Altstadt zu entdecken. Besonders lebhaft wird es in den Abendstunden, wenn die Restaurants ihre Gastgärten aufmachen und die Hitze allmählich abklingt.
Fazit zu Pollentia
Eigentlich schade, dass ich so oft in Alcudia war und bisher immer an Pollentia vorbeigelaufen bin. Doch der Zufall hat Geschichte, denn auch die Wiederentdeckung von Pollentia erfolgte per Zufall und so bin auch ich per Zufall darauf gestoßen. Für mich ein wunderbares geschichtliches Erlebnis ohne große Besuchermengen und mit vielen gut beschilderten Info-Tafeln, um in die Geschichte einzutauchen.
Antworten